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Schrottimmobilien

Mit dieser Masche schaffen es Vermittler, Schrottimmobilien an den Mann zu bringen.

Das Strickmuster

Bei Schrottimmobilien-Fällen zeigt sich, dass Vermittler auffallend häufig nach demselben Muster vorgehen: 

Vertrauensvorschuss

Der Vermittler ist dem Anleger aus dem privaten Umfeld meist schon flüchtig bekannt. Nicht selten hat er bereits Versicherungen vermittelt, mit denen der Anleger durchaus zufrieden war. So genießt der Vermittler einen gewissen Vertrauensvorschuss.

Unerfahrenheit des Anlegers

Der Vermittler sucht gezielt Anleger, die noch keine Erfahrung mit fremdvermieteten Wohnungen haben. Immobilien werden von ihm als "Betongold" beschrieben. Damit könne man nichts falsch machen. Immobilienpreise stiegen ja stetig im Wert, auch gebe es erhebliche Steuervorteile. Und wenn der Mieter nicht zahlt? Dann gebe es einen Mietpool, der einspringt. Verbleibende Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Investments werden schnell zerstreut. Angeblich drängt die Zeit, denn es gibt noch andere Kaufinteressenten.  

"Rundum-Sorglos-Paket"

Der Vermittler bietet an, sich um den Kauf und die Finanzierung zu kümmern. Auch die notarielle Abwicklung, mit welcher der Anleger nicht vertraut ist, wird ihm abgenommen.

Besichtigung nicht möglich

Vor dem meist sehr kurzfristig anberaumten Notartermin ist keine Zeit, die Immobilie in Augenschein zu nehmen. Man wolle den Mieter nicht verunsichern oder die Wohnung werde gerade hochwertig renoviert, sind nur zwei der typischen Ausreden des Vermittlers.

Es ist kein Zufall, dass Schrottimmobilien stets in größerer Entfernung zum Wohnort des Anlegers angeboten werden. Denn der Vermittler weiß, dass sich mancher Anleger im Falle einer Besichtigung vor Ort niemals zu einem Kauf überreden ließe.

Risiken werden verschwiegen

Niemand erklärt dem Anleger, welche Risiken sich hinter dieser Form einer Kapitalanlage verbergen. Denn eine Wohnung ist vor allem eines: räumlich nicht veränderbar. Die Wohnung mag nach ihrer baulichen Beschaffenheit durchaus ihren Preis wert sein. Aber wenn die Lage nicht stimmt, findet sich eben kein Mieter. Bisweilen trifft der Anleger auch auf einen Mietnomaden, der einfach nicht zahlt.

Dem Anleger wird eine Investitionsrechnung präsentiert, bei der unter dem Strich noch Geld übrig bleibt. Scheinbar rechnet sich das Investment von selbst. Dass die Steuervorteile in der angegebenen Höhe nicht erzielbar sind oder die Hausgeldzahlungen sowie der Tilgungsanteil der Finanzierung unterschlagen werden, erkennt der Anleger zunächst nicht. Mitunter wird noch damit geworben, dass der Verkäufer dem Anleger eine Gutschrift erteile ("cash out"). Tatsächlich ist das Girokonto des Anlegers nach dem Kauf zunächst prall gefüllt. Der Anleger erkennt zu spät, dass er auch dieses Geld über einen teuren Kredit mitfinanziert hat. Ihm ist nicht aufgefallen, dass das Darlehen höher war als der Kaufpreis und die Nebenkosten des Erwerbs. Irgendwann ist das cash out aufgebraucht und das Girokonto des Anlegers gerät ins Minus. Dann folgt das böse Erwachen.

Nach Notartermin nicht mehr erreichbar

Nach dem Beurkundungstermin ist der Vermittler nicht mehr erreichbar. Oder er fühlt sich nicht mehr zuständig. Die Hausverwaltung oder der Mietpool seien Schuld, damit habe der Vermittler nichts zu tun.

Die Folgen

Auf dem Schreibtisch des Anlegers türmt sich die Korrespondenz: Unbezahlte Rechnungen, Forderungen der Hausverwaltung, zahlungsunfähige Mieter, trostloser Zustand der Immobilie, Drohbriefe der Bank und schließlich die fristlose Darlehenskündigung. Die Bank nimmt keine Rücksicht und leitet die Zwangsvollstreckung ein. Die Immobilie wird versteigert und der Anleger bleibt am Ende auf einem Berg Schulden bei der Bank sitzen. Für den Anleger und seine leidgeprüfte Familie beginnt ein Leben am Existenzminimum. Was so hoffnungsvoll begann, endet in einem Albtraum. Die psychische Belastung für die Betroffenen ist meist enorm, sie fühlen sich hilflos und überfordert.

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